Abschied
[1981]

Du träumst dir die Nacht als unentbehrlich
für all deine Lebensgier.
Das macht uns den Alltag so beschwerlich,
denn es entfremdet dich mir.

Ich sorge, du träumst einen anderen Traum,
als ich dir zu leben vermag!
Wo ist denn hier Licht? Ich sehe dich kaum.
Schwach nur dämmert der Tag.

Doch Licht und Finsternis sind eines Gusses,
den keiner zersprengen darf!
Von Liebe weiß nur: wer des wildesten Kusses
ebenso sehnend bedarf...

...wie zärtlichsten Gleichklangs sich einender Seelen
im Kosmos der Zuversicht.
Wer nicht so empfindet, dem muss das doch fehlen!
Ich fürchte, dir fehlt es nicht.

Wie war denn das früher? Sind wir so verschieden
in unserem Lustgewinn?
Vielleicht. Vielleicht nicht. Vielleicht mangels Frieden.
Vielleicht aber auch ohne Sinn.

Gemeinsam Erlebbares starb. Oder stob
in Richtungen, die wir nicht kennen.
Berührung ist nur noch verbal. Und grob!
Ich könnte an Kälte verbrennen.

Und brannten wir einst nicht aus anderem Grund?
Aus zärtlichster Neigung und Lust nur!
Prustend stöbert ein schnaubender Mund
Glutnester auf. Doch es rußt nur.


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