Tränenden Herzens (1)
[1974]

Tränenden Herzens findet die Liebe manchmal zurück
in die Zuversicht ihres ersten Vertrauens.
Doch nicht durch wehmütige Erinnerungen
finden wir zu den Anfängen unseres Empfindens.
Uns treibt ein Urgesetz des Lebens: Kraft.

In der Tiefe unserer Sinne brodelt ihr mächtiger Strom.
Er nährt sich aus sich selbst, wächst und verändert sich
und uns. - Wenn er zu nah an die verkrustete,
oft und schlecht vernarbte Oberfläche gerät, platzt sie,
bricht auf und wird zur weit klaffenden Wunde.

Aber nur selten bricht der Vulkan aus. Meist
liegt bloß eine drückende Hitze auf uns, dass uns
vor Augen flimmert... Längst verblichene Phantasien
schlüpfen wieder in Gestalt und betören unsere
wunden Sinne mit trügerischen Spiegelungen.


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