Empfindungen
[1973]
Da wird plötzlich ein kaum gekanntes Gefühl real.
Eine Atmosphäre wie von Morgensonne
und von frisch gemähtem Gras
erfüllt dich in so hohem Maße,
dass du kaum genügend Kraft hast, glücklich zu sein!
Das ist Liebe. Du glaubst, weinen zu müssen,
und bist dabei ekstatisch froh und heiter.
Aus dem Gefühl der erlebten Zweisamkeit
ersteht dir ein unbegreifliches „du bist! “,
und eine kaum geahnte Gleichgültigkeit zum kleinen
egoistischen Glück lässt dich die Demut erkennen.
Was ist Demut? Ist Demut nicht Schwäche, Unvermögen?
Nein. Sie ist die Bereitschaft, alle Kraft der Sonne,
die der Erde zufließt, aufzusaugen und zu speichern!
Wärst du die Erde selbst: du müsstest tragen.
Wärst du der Himmel, wärst du grenzenlos.
Wärst du ein Baum, so müsstest du dazwischen stehen
und einfach wachsen, blühn und Früchte treiben.
Du bist ein Mensch. Natürlich fragst du viel,
und deine Seele ist die Sammelstätte
von gut und schlecht und kaum gekanntem Sein...
Nur manchmal - wenn der Raum unendlich weit wird,
die Zeit sich ihm vereint und stille steht -
berührt uns etwas, das wir „ewig“ nennen.
Und dieses Unbekannte, Unvorstellbare
ist unserem Empfinden dennoch ein unverrückbares Maß.
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