Seelenruh
[Bonmot über den Fluss des Lebens, 1996]

Lass alles fließen, was von sich aus fließt...
Das Leben selber, es fließt immerzu!
An seinen Uferhainen grünt und sprießt
ein zartes Pflänzchen namens „Seelenruh“.
Den mächtig breiten Lebensstrom umschließt
ein dir vertrautes Tal. Doch ab und zu,
wenn er sich über alles wild ergießt,
versinkt das Ufer dir... Jedoch im Nu
sinkt dann der Wasserspiegel, wie du siehst,
auch langsam wieder ab. Und dann, partout,
regt sich der Boden neu: es grünt und sprießt!

Nicht raub den Wurzeln deiner Seelenruh
das Lebensspendende, das sie durchfließt.
Denn sieh, der Boden dafür, der bist du!
Wenn du den Fluss begrenzt (dich ihm verschließt),
verdorrt dir alle Lebenskraft im Nu.
Dann wird, was deines Wesens Urgrund ist,
verkarstet und versteinert sein... Und du?
Lass zu, was aus dem Urgrund sich ergießt.
Aus ihm fließt dir ein solcher Reichtum zu!
Sorg nur, dass du dein innres Reich nicht fliehst.
Hab Acht darauf. Denn sonst verkarstest du.


~ ~ ~ * ~ ~ ~