Kausalität von Kindergedanken
[Kindermund tut Wahrheit kund, 2006]
Was machen die Vögel mit ihren Füßen beim Fliegen?
Wie lange dauern fünf Minuten eigentlich?
Was müssen denn die Frauen tun zum Kinderkriegen?
Das macht die Oma aber nicht, ganz sicherlich!
Und muss ich in der Schule auch zu Mittag liegen?
Sag, ist die Lehrerin auch wirklich wunderlich?
Na dann halt wunderbar, du weißt ja, was ich meine.
So lach mich doch nicht aus. Ich bin nicht deine Kleine!
Und ich bin auch nicht süß! Ich will so sein wie du!
Sag, siehst du denn im Finstern auch verrückte Sachen?
Ich kann die Stille hören. Und ich geb nicht Ruh!
Kannst du morgen endlich mal was mit mir machen?
Gestern hast du es versprochen. Hör mir zu!
Und ich mag nicht, wenn Erwachsene so lachen!
Wenn ich Angst hab, kriech ich unter das Klavier.
Wirst du mich dann suchen? - Such mich! Ich bin hier!
Willst du morgen mit mir über Wiesen laufen?
Denn ich muss doch meinen Drachen fliegen lassen!
Müssen wir denn wirklich morgen Schuhe kaufen?
Lieber will ich keine. Und ich werd sie hassen!
Ich will lieber mit den andern Kindern raufen!
Und ich hasse es, auf Schuhe aufzupassen.
Wenn ich einmal groß bin, kauf ich mir nur alte!
Na dann macht die Zunge eben eine Falte!
Wenn ich Kinder kriege, wirst du Oma sein.
Und dann willst du meine Kinder immer küssen.
Kannst du aber nicht! Ich lass sie NIE allein!
Wirst du eigentlich den Opa sehr vermissen?
Wenn du nämlich alt bist, ja so wird es sein,
wirst du einmal tot. Und ich werd weinen müssen;
so wie die Vase umfiel. Puh, da waren Scherben!
Wenn du wieder so laut schimpfst, dann will ich sterben.
Warum magst du meinen Bruder mehr als mich?
Hast du endlich einmal Zeit und spielst mit mir?
Dann erzähl mir was! Und drück mich fest an dich!
Fester noch! Viel toller! So wie ich bei dir!
Denn ich hab dich lieb. Was drückst du mich denn nicht?!
Wenn ich einmal groß bin, geh ich fort von hier.
Und ich komm nicht wieder, will dich nie mehr sehen!
Vorher aber muss ich in die Schule gehen.
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