Rückschau in Tränen
[humorlose Humoreske, 2006]

Tränen haben keine Macht,
misskreditieren mich.
Du magst nur wen, der immer lacht...
Bist selber einer, der gern Witze macht.
Wie bist du innerlich?

Einst dachte ich, dich gut zu kennen.
Du schworst: „Ich hab dich lieb!“
Schimäre müsste man das nennen,
wenn solche Liebesschwüre niederbrennen!
Nur kalte Asche blieb.

Dann wünscht' ich oft: du wärst nicht hier,
ich wollt' allein sein, trauern.
Verzweifelt dachte ich bei mir:
Was wir einander sind, das sind nicht wir!
Nur Masken; zu bedauern.

Was heißt da Partnerschaft?! - Skurril:
mich hält ein Clown gefangen.
Ein Mann, der grandios sein will,
der nach Applaus begehrt statt nach Gefühl!
Tyrannisch im Verlangen.

Wie bist du unnahbar und hart.
Dein Blick ist wie gestählt.
Gleichzeitig grinst - im Schalk erstarrt -
dein Mienenspiel in Dummer August Art:
„Ich tu, was mir gefällt!“

Der aufgemalte Frohsinn lacht.
Sonst zeigst du nichts von dir.
Egomanie und Gier nach Macht,
gibt es nichts and'res, was dich glücklich macht?
Und täglich reichlich Bier.

Sobald du heimkommst, sollte ich
dir jubelnd applaudieren.
Tu ich das nicht, zernagst du dich!
Aus reiner Macht befiehlst du mir dann, mich
nicht aus dem Haus zu rühren!

Du siehst mich als dein Eigentum
und nicht als deine Frau.
Ich bin: Die Claque für deinen Ruhm...
die Magd am Herd... und „Auf die Schnelle, kumm!“,
die Metze. Ganz genau!

Und „schiach“ dazu... ein Arbeitstier...
dir deine Ruh zu stehlen...
und deiner Mutter ähnlich schier...
Was leugnest du die Anima in dir?
Es gäb' viel aufzuzählen.

Mit Szenen rebellierte ich.
Wie waren die oft heiß!
Ein Blick von dir: ein Todesstich!
Kein Wort verschwendetest du mehr an mich.
Und du betrogst du mich, wie ich weiß.

Wahrscheinlicher ist aber, dass
du dich selbst betrügst.
Woher käm' sonst so tiefer Hass?
Wenn ich mich nähern will, dann schreist du: „Was?!!!“
Doch schreist du, weil du lügst.

Und ich träum' immer noch davon,
dass wir uns wiederfänden.
Ich denk' da (auch) an unsern Sohn.
Zumindest er wär 's wert, du würdest Hohn
und Spott beizeiten enden!

Zuletzt jedoch verstießest du ihn.
Ist er dir so gefährlich?
Nein, eigentlich verließest du ihn
ja schon vor langer Zeit... Als wissest du ihn
(hohnerfüllt): entbehrlich.

Und jetzt willst du die Scheidung. Ja?
Mit uns warst du ja nie.
Dem Haus kein Herr... kein Vater da...
und mir kein Mann... Ich fasle tränennah:
Ist Liebe Phantasie?


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