Zwischen Himmel und Erde
[Blumen-Parabel einer sehnsüchtig schwelgenden Frau, 1998]

Sie gleicht der Blüte, doch ist Fleisch und Blut.
Im Puls des Lebens, der begierig hechelt,
verströmt sie Balsamdüfte! Und sie lächelt
(wie man so sagt) in purpurroter Glut.

Ihr Kelch ist - taugespeichelt bis zum Grund -
wollüstig dargetan zum Sonnenbaden...
Als wollte sie den Himmel selbst begnaden,
wölbt sie, ihn einzuschlürfen, ihren Schlund.

Und er dringt ein. Die Gier, die sie befällt,
zwingt ihn hinunter in der Wollust Enge,
damit sich letztlich Lust und Leid vermenge,
vollkommen eins wird - und erneut zerfällt.

Die Tragik ist: Die Blüte saugt der Sonne
die letzte Kraft. Sie trinkt sie bis zur Neige.
Ob die sich nächtens gar im Traum ihr zeige?
Und morgens giert sie schon nach neuer Wonne.

Ein Traum des Nachts, des Tags und immerdar.
Der unbewusste Urgrund wird nicht still,
er brodelt immer! Selbst auf die Gefahr,
dass er durch Eruptionen bersten will.

So hat der arme Himmel viel zu tun.
Er stillt der Sehnsucht schwellende Begierde
und weiß, dass sie ihm nie entsagen würde!
Im Tode erst wird Zeit sein auszuruh'n.

Lebendiges, im fulminanten Spiel
der Sinneswelt, prüft immer, ob es lebe!
Alarm schlägt an: Ob denn die Erde bebe?
Im Grenzbereich der Sinne wird es still.

Das Unbewusste regt sich. Es befehligt
Myriaden unsichtbarer Streiter:
Heerscharen endogener Wegbereiter
sind an der Arbeit. Und ihr Werk beseligt!

In ihm liegt Schöpfungskraft. Wie klug und gut
nicht diese Macht der unbewussten Sphären
die Welt regiert. Soll keiner sich beschweren,
er wisse nichts davon. Es liegt im Blut!

Es schwellen Lüste, und der Himmel stöhnt,
solange Blut und gold'ner Nektar fließen...
Wer könnte sich des Lebens Gunst verschließen,
in dessen Bann man solchen Künsten frönt?


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