In deiner Seele Garten
[Lebensrückblicks-Zwischenbilanz, 1996]
In deiner Seele Garten stillem Frieden
ruh ich nun aus (die ich dich einst gebar).
Nicht ohne Stolz! Ist es mir doch beschieden,
in jenem Garten - der einst meiner war -
mit dir noch zu verweilen. Unbestritten
wird sich das ändern, bald. Doch immerdar
will ich - auch ferne dir - des Wesens denken,
das ich dir durfte in die Seele lenken.
Ich lehrte dich an vielen kleinen Sachen
das Werden kennen, auch Gewährenlassen.
Denn Wachsendes will alles selber machen,
doch muss es sich an die Struktur anpassen,
die in ihm wirkt: Was wird, kann - trotz Erwachen
von neuen Regeln - Altes nicht verlassen!
„Agieren“ ist seit je ein „Re-agieren“,
gemäß der Ordnung, Ordnung fortzuführen.
So wachsen alle Tiere, alle Pflanzen.
Sie sind uns nah, denn sie sind Lebewesen.
Doch auch ein Fels ist Teil von diesem Ganzen!
Und alles folgt sich regelnden Prozessen.
Wie könnte da wer aus der Reihe tanzen?!
Zu sein, heißt: seine innere Ordnung lesen.
Mach Platz für sie in deiner Seele Raum.
Dann werd' ich nah dir sein - in jedem Baum.
Vertrau dem Leben! Du bist nie allein.
Ein Reigen innerseelischer Gestalten
weiß Trost für jeden Schmerz: im Widerschein
von mythisch-archetypischen Gewalten
wird dir auf alles eine Antwort sein!
So lass ich dich nun los. Ich lass dich walten;
getrost, dass du der Seele Garten pflegst!
Du weißt ja, dass es meiner war zunächst.
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