Wildromantisch emotional Persönliches  -  aus verschiedenen Jahren


Spruch für unser Haus
[Anno 1992]

In reiferen Jahren erst schufen wir uns dieses Haus:
als Refugium für die nach Einkehr verlangenden Seelen.
Das Pendel der Zeit schlägt gewiss hier viel ruhiger aus!
Als wär 's unsre Heimat... Sie ist es! Wir durften sie wählen.


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Sehnsucht...
[vergeblicher Wunsch nach einem zweiten Kind, 1995]

Du wärst mein zweites „zweites Ich“ gewesen.
Ich bangte lange Jahre, wo du bleibst.
Erwartend, dass du dich mir einverleibst,
ersehnte ich dich oft! (War das vermessen?)

Sogar mein Sohn wär' von dem Wunsch besessen,
dass du ihm Bruder oder Schwester seist.
(Wohl weiß er, was ein Einzelkind sein heißt!
Er bräuchte dich, um sich an dir zu messen.)

Und auch dein Vater - der sonst nie viel sagt -
wär' „ganz vernarrt“ in dich. Du würd'st es sehn!
Du aber säumst. Das lässt mich kaum noch hoffen,

dass du vom Leben träumst. Sei unverzagt!
Birgt es auch manches Leid, es ist doch schön!
An Liebe jedenfalls unübertroffen.


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In deiner Seele Garten
[Lebensrückblicks-Zwischenbilanz, 1996]

In deiner Seele Garten stillem Frieden
ruh ich nun aus (die ich dich einst gebar).
Nicht ohne Stolz! Ist es mir doch beschieden,
in jenem Garten - der einst meiner war -
mit dir noch zu verweilen. Unbestritten
wird sich das ändern, bald. Doch immerdar
will ich - auch ferne dir - des Wesens denken,
das ich dir durfte in die Seele lenken.

Ich lehrte dich an vielen kleinen Sachen
das Werden kennen, auch Gewährenlassen.
Denn Wachsendes will alles selber machen,
doch muss es sich an die Struktur anpassen,
die in ihm wirkt: Was wird, kann - trotz Erwachen
von neuen Regeln - Altes nicht verlassen!
„Agieren“ ist seit je ein „Re-agieren“,
gemäß der Ordnung, Ordnung fortzuführen.

So wachsen alle Tiere, alle Pflanzen.
Sie sind uns nah, denn sie sind Lebewesen.
Doch auch ein Fels ist Teil von diesem Ganzen!
Und alles folgt sich regelnden Prozessen.
Wie könnte da wer aus der Reihe tanzen?!
Zu sein, heißt: seine innere Ordnung lesen.
Mach Platz für sie in deiner Seele Raum.
Dann werd' ich nah dir sein - in jedem Baum.

Vertrau dem Leben! Du bist nie allein.
Ein Reigen innerseelischer Gestalten
weiß Trost für jeden Schmerz: im Widerschein
von mythisch-archetypischen Gewalten
wird dir auf alles eine Antwort sein!
So lass ich dich nun los. Ich lass dich walten;
getrost, dass du der Seele Garten pflegst!
Du weißt ja, dass es meiner war zunächst.


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Zwischen Himmel und Erde
[Blumen-Parabel einer sehnsüchtig schwelgenden Frau, 1998]

Sie gleicht der Blüte, doch ist Fleisch und Blut.
Im Puls des Lebens, der begierig hechelt,
verströmt sie Balsamdüfte! Und sie lächelt
(wie man so sagt) in purpurroter Glut.

Ihr Kelch ist - taugespeichelt bis zum Grund -
wollüstig dargetan zum Sonnenbaden...
Als wollte sie den Himmel selbst begnaden,
wölbt sie, ihn einzuschlürfen, ihren Schlund.

Und er dringt ein. Die Gier, die sie befällt,
zwingt ihn hinunter in der Wollust Enge,
damit sich letztlich Lust und Leid vermenge,
vollkommen eins wird - und erneut zerfällt.

Die Tragik ist: Die Blüte saugt der Sonne
die letzte Kraft. Sie trinkt sie bis zur Neige.
Ob die sich nächtens gar im Traum ihr zeige?
Und morgens giert sie schon nach neuer Wonne.

Ein Traum des Nachts, des Tags und immerdar.
Der unbewusste Urgrund wird nicht still,
er brodelt immer! Selbst auf die Gefahr,
dass er durch Eruptionen bersten will.

So hat der arme Himmel viel zu tun.
Er stillt der Sehnsucht schwellende Begierde
und weiß, dass sie ihm nie entsagen würde!
Im Tode erst wird Zeit sein auszuruh'n.

Lebendiges, im fulminanten Spiel
der Sinneswelt, prüft immer, ob es lebe!
Alarm schlägt an: Ob denn die Erde bebe?
Im Grenzbereich der Sinne wird es still.

Das Unbewusste regt sich. Es befehligt
Myriaden unsichtbarer Streiter:
Heerscharen endogener Wegbereiter
sind an der Arbeit. Und ihr Werk beseligt!

In ihm liegt Schöpfungskraft. Wie klug und gut
nicht diese Macht der unbewussten Sphären
die Welt regiert. Soll keiner sich beschweren,
er wisse nichts davon. Es liegt im Blut!

Es schwellen Lüste, und der Himmel stöhnt,
solange Blut und gold'ner Nektar fließen...
Wer könnte sich des Lebens Gunst verschließen,
in dessen Bann man solchen Künsten frönt?


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Brandrodung
{Bearbeitung eines Kindheits-Traumas, 2002]

Ich trauere gerne... und weine doch nicht.
Mein Schmerz ist ein inneres Glühen.
Der Kern meiner Seele - ein glutrotes Licht -
hält Eisblumen lange am Blühen.

Was ist er denn kalt, dieser innere Brand,
dass er die Erstarrten nicht taue?
Verunsichert steh ich im Eisblumenland,
will weinen. Doch ob ich mich traue?

Ich fühle mich starr, beinahe gelähmt.
Dann presse ich: Eisperlentränen.
Sie lockern sich mühsam... Ich weine verschämt.
Sie klirren. Sie schmerzen und brennen.

Und doch bin ich stolz: ich habe geweint!
Ich habe den Bann gebrochen.
Noch weiß ich nicht recht, was der Schmerz denn nun meint.
Ein Ahnen kommt leise gekrochen:

Ganz nahe beim Lachen - das mir ja bekannt ist -
hat einst wohl ein Blitz mich getroffen!
Und weil die Erinnerung niedergebrannt ist,
war Besserung nie zu erhoffen.

Hochschießendes Unkraut bewuchert den Boden,
verwildert zu holzigen Hecken.
Es gilt, dieses Urland nun endlich zu roden
und schließlich: Es neu zu entdecken!

Ich grabe. Ich suche mit wachsender Liebe,
was immer ich finde in mir:
Da keimen und sprossen doch so viele Triebe
und so vieles Schöne wächst hier!

Weswegen verborgen?! Ein Traum wird 's dir sagen
(ein Alp aus der Kindheit wirkt Wunder):
Gedenke des Leides! Du musst es ertragen!
Zünd' an den frühkindlichen Zunder!

Archaisches will, dass du lebst! Und es weist dich
zurück in dein Kinderverlangen.
Mach Feuer - und schrei es hinaus: „Hier speist sich
mein Ich! Es war nur befangen!“


Wo flirrend vernebelnde Irrlichter schimmern,
braucht 's Mut, dich erinnern zu wollen!
Dein Leben aus Baustein um Baustein zu zimmern,
sind die ins Bewusstsein zu holen.


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Scheidung
[posttraumatische Rückschau, 2006]

Viel zu unklar sind der Sprache Worte alle,
um „das Gegenteil von Liebe“ auszusagen,
denn das ist nicht Hass. Gewiss, in manchem Falle
folgen Abscheu, Ekel, körperliches Unbehagen
(je nachdem, wie hoch im Streit die Kampflust walle),
doch das Grundgefühl ist eher ein Verzagen.
So, als ob der Boden weggebrochen wäre;
und der Selbstwert abgeknickt, vertan die Ehre.

Etwas nämlich, das mir ganz zu eigen war,
fühl' ich rückhaltlos aus mir herausgerissen.
Arme amputierte Seele, läufst Gefahr,
blutleer hinzusinken und dich tot zu wissen.
Können aber Seelen sterben? Wär' das wahr,
würd' es „unbeseeltes Leben“ geben müssen!
Doch das suchte man landauf landab vergebens,
denn das widerspräche dem System des Lebens.

Leben ist beseelt! Autopoietisch schafft
jeder sich sein Ich und seinen Leib. Entfaltet
beides - wenn auch manchmal eine Wunde klafft -
aus dem Reichtum der Gefühle! Ausgestaltet
nur mit Lebenswillen und mit Lebenskraft.
Dies wird dann sein Selbst, worin die Seele waltet...
Wie entsteht dann aber solch ein tauber Schmerz?
(Volksmund sagt ganz richtig: „ein gebroch'nes Herz“.)

Ist es uns nicht von Natur aus auferlegt,
unsere Gefühle deutlich wahrzunehmen?
Emotionen sollen, was den Leib erregt,
ins Bewusstsein heben! Wenn Gefühle „lähmen“,
wird die Seele unheilträchtig unbewegt.
Und dann ist sie nicht mehr fähig zu erkennen,
was der Liebe dient! Dann droht ihr Untergang.
Mehr an Sehnsucht täte Not, ein Leben lang!

Denn wie sich natürlich Zell' an Zelle schmiegt,
um sich semi-permeabel anzuhaften,
brauchen Menschen es, dass Seel' an Seele liegt,
um einander abzutasten - und es zu verkraften,
dass ihr Sein Veränderungen unterliegt.
Derart formen Liebesspiele Partnerschaften,
geben Halt und nähren sie mit Zuversicht.
Ohne Nähe fühlt der Mensch, dass er zerbricht.

Wem ein fest geglaubtes Liebesglück entschwindet
(weil dann nicht mehr Sinnlichkeit ihn reguliert,
da sein Körper nur noch Stress erzeugt), dem mündet
letztlich jede Sinn-Frage im Frust... So wird
- in der Seele wie im Leib - ein Brand entzündet,
der zu ungeheuren Explosionen führt!
Und der Boden liegt noch lange brach, wie tot.
Hier soll wieder Humus werden? Nur mit Not.


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Rückschau in Tränen
[humorlose Humoreske, 2006]

Tränen haben keine Macht,
misskreditieren mich.
Du magst nur wen, der immer lacht...
Bist selber einer, der gern Witze macht.
Wie bist du innerlich?

Einst dachte ich, dich gut zu kennen.
Du schworst: „Ich hab dich lieb!“
Schimäre müsste man das nennen,
wenn solche Liebesschwüre niederbrennen!
Nur kalte Asche blieb.

Dann wünscht' ich oft: du wärst nicht hier,
ich wollt' allein sein, trauern.
Verzweifelt dachte ich bei mir:
Was wir einander sind, das sind nicht wir!
Nur Masken; zu bedauern.

Was heißt da Partnerschaft?! - Skurril:
mich hält ein Clown gefangen.
Ein Mann, der grandios sein will,
der nach Applaus begehrt statt nach Gefühl!
Tyrannisch im Verlangen.

Wie bist du unnahbar und hart.
Dein Blick ist wie gestählt.
Gleichzeitig grinst - im Schalk erstarrt -
dein Mienenspiel in Dummer August Art:
„Ich tu, was mir gefällt!“

Der aufgemalte Frohsinn lacht.
Sonst zeigst du nichts von dir.
Egomanie und Gier nach Macht,
gibt es nichts and'res, was dich glücklich macht?
Und täglich reichlich Bier.

Sobald du heimkommst, sollte ich
dir jubelnd applaudieren.
Tu ich das nicht, zernagst du dich!
Aus reiner Macht befiehlst du mir dann, mich
nicht aus dem Haus zu rühren!

Du siehst mich als dein Eigentum
und nicht als deine Frau.
Ich bin: Die Claque für deinen Ruhm...
die Magd am Herd... und „Auf die Schnelle, kumm!“,
die Metze. Ganz genau!

Und „schiach“ dazu... ein Arbeitstier...
dir deine Ruh zu stehlen...
und deiner Mutter ähnlich schier...
Was leugnest du die Anima in dir?
Es gäb' viel aufzuzählen.

Mit Szenen rebellierte ich.
Wie waren die oft heiß!
Ein Blick von dir: ein Todesstich!
Kein Wort verschwendetest du mehr an mich.
Und du betrogst du mich, wie ich weiß.

Wahrscheinlicher ist aber, dass
du dich selbst betrügst.
Woher käm' sonst so tiefer Hass?
Wenn ich mich nähern will, dann schreist du: „Was?!!!“
Doch schreist du, weil du lügst.

Und ich träum' immer noch davon,
dass wir uns wiederfänden.
Ich denk' da (auch) an unsern Sohn.
Zumindest er wär 's wert, du würdest Hohn
und Spott beizeiten enden!

Zuletzt jedoch verstießest du ihn.
Ist er dir so gefährlich?
Nein, eigentlich verließest du ihn
ja schon vor langer Zeit... Als wissest du ihn
(hohnerfüllt): entbehrlich.

Und jetzt willst du die Scheidung. Ja?
Mit uns warst du ja nie.
Dem Haus kein Herr... kein Vater da...
und mir kein Mann... Ich fasle tränennah:
Ist Liebe Phantasie?


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An einer Lebenswende
[Affirmation, neue Schritte zu setzen, 2006]

Deute deine Träume. Dir zum Segen
wird es sein, wenn du sie selber deutest,
deinem Wesen treu. Auf fremden Wegen
schleichst du säumig, wenn du sie beschreitest.
Such dir eigene! Sei nicht verlegen,
wenn nicht gleich gelingt, was du bereitest.
Nur verliere dich nicht in der Scheu
anzupacken. Mach dir etwas neu!

Will es, tu es, mach es - und gewinne!
Weil nur der gewinnen kann, der wagt.
Hast du eine alte Regenrinne,
bau ein Haus dazu! (Sei unverzagt,
ob das denn gelingen mag.) Beginne!
Warte nicht! Sonst kriegst du ungefragt
- für die stolze Seele ungebeten -
einen Rat, wie es die andern täten.

Eine innere Stimme kann dir sagen,
was das Deine wär' (wohl schon seit Jahren)!
Doch du musst dir selbst die Pflicht auftragen,
das auch ins Bewusstsein hochzufahren
und Verantwortung dafür zu tragen,
was du wirklich möchtest. - Selbsterfahren
will das Leben sein, dann wird es glücken!
Das „Gelingende“ gelingt in Stücken.

Sei daher nicht mutlos, wenn was schleicht,
was du vielleicht schneller haben wolltest.
Nie ist das, was irgendwer erreicht,
ihm zu spät gekommen! - Und du solltest
auch nicht messen, was sich gar nicht gleicht!
Miss an dem, was du dir bisher holtest.
Baue darauf auf! Denn das bist Du.
Mag es unbequem sein. Immerzu!


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Ich bin mir selbst genug
[als Perpetuum Mobile zu lesen, 2006]

Ich kann mich eines Windhauchs freu'n,
der meine Schläfen kühlt...
Und mit den Wolken im Verein
('s ist keiner, der sie hielt!)
fliegt meine Seele hinterdrein
dem, was sie fühlt!
Ich hebe ab - und schwebe!
Und das bloß, weil ich lebe.

Ich kann durch Blumenwiesen geh'n
und Schmetterlinge wecken...
Mir ist so leicht! Und das ist schön:
ich kann mich räkelnd strecken
und weithin ringsum blinzelnd seh'n:
Hier ist kein Schrecken!
Die Sonne badet mich -
und sie liebkost mein Ich!

Lang hielt ein Dämmern mich gefangen
(das ich wohl selber suchte)...
Nun ist die Sonne aufgegangen
und ich - des Lichtes Heimgesuchte -
ich habe kein Verlangen,
dass ich fluchte!

Nein, niemandem! Vergebens
wär' sonst die Kraft des Lebens.

Und atme ich den herben Hauch
von derber Stadtluft ein,
denk ich vielleicht: Ich hatte auch
einmal ein Haus im Frei'n.
Das ist vertan... Ich brauch
nicht gram zu sein!
Es lebt ja noch in Bildern
(so wird 's auch nie verwildern).

Glaub niemand, dass ich 's leichten Mutes
hingegeben habe.
Doch der Verzicht hatte sein Gutes:
es starb das Gramgehabe;
ein Lebensabschnitt heißen Blutes
ist nun zu Grabe.
Doch hatte ich mein Leben
dafür nicht hinzugeben.

Ist es ja doch so voll und reich!
Ersetzbar sind Besitze.
Des Kopfes Kühle steckt - zugleich
mit meines Herzens Hitze -
den Claim ab für ein neues Reich:
Kosmischer Blitze
voll sind die Gewitter
immaterieller Güter!

Nun darf ich denken, wie ich will!
Ich darf mich voll entfalten!
Das war schon lange nicht. (Wie viel
an Leid war auszuhalten...)
Nun darf ich mir - fast wie im Spiel -
mein Selbst gestalten!
Seht her auf mich: Ich bin!
'S ist des Verlusts Gewinn.

Wie wär' ein Sein auch anders möglich,
als sich darein zu fügen?
Die Seele selbst bleibt nur beweglich,
wenn sie sich regt! Nichts wiegen
da Schmerz und Leiden. Unerträglich
sind nur Lügen!
Gottlob sind die vergangen.
Ich bin nicht mehr gefangen!

Ich kann mich eines Windhauchs freu'n,
der meine Schläfen kühlt...
Und mit den Wolken im Verein
('s ist keiner, der sie hielt!)
fliegt meine Seele hinterdrein
dem, was sie fühlt!
Ich hebe ab - und schwebe.
Und das bloß, weil ich lebe!


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