Spirituelle Gedichte - aus verschiedenen Jahren
Innere Glut
[Affirmation, 1992]
Schüre die lodernde Sehnsucht in deiner Seele,
bewahr' dir das Feuer im Herzen, im Sinn und im Geist.
Und immer behüte die Glut dir! Achte das Wesen.
Erschöpfe es nie, bis der letzte Funke ihm fehle.
Dein Inneres gleicht einem Herd, den du nutzt - und ihn speist!
Doch drossle verzehrenden Brand. Sonst ist Feuer gewesen.
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Träum' deinen Traum
[Affirmation, 1994]
Träum' deinen Traum!
Sag nicht, es wär' vergeblich.
Erkenn' den Raum,
der deines Wesens ist!
Pflanz einen Baum;
er macht die Luft erträglich.
Denn es ist kaum,
nein nirgends wer, der wüsst',
ein Lebensraum
sei irgend anders möglich.
Wo Zeit und Raum
des Atems Kraft durchfließt,
ist Urvertrau'n!
Der Rest ist unerheblich.
Träum' deinen Traum!
Und sei die, die du bist!
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Frühe Morgenstimmung
[fast ein Gebet, 1996]
Im Angesicht der Nacht ahnt man das All,
das (wie sein Name sagt) den Erdenball
behutsam in Unendlichkeiten hüllt.
Die Welt ist ganz von Stille-sein erfüllt!
Doch in der Ferne heben Nebel scheu
den Tag ans Licht - mit all dem Einerlei,
das sich belastend an die Seele hängt.
Und sie beginnt von neuem. Sie verdrängt.
Es scheint ihr Los zu sein, dass sie sich schindet.
Das ALL jedoch wird andern Sinns verkündet!
Es wahrzunehmen - wie im Morgendunst -
macht aus dem Tagewerk erst Lebenskunst.
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Fast ein Gebet
[Ballade über das Leben; 1996]
Wir bauen Tag für Tag ein Stückchen Leben
zum immer neuen Wirklichkeiten auf.
Gewiss wird manches wieder aufgegeben
(und oft verdammen wir „der Dinge Lauf“).
Doch das, was wir an Hab und Gut und Ruhm
als irdischen Erfolg erringen dürfen,
ist nur ein Bruchteil von dem Eigentum,
das sich die Seele martert einzuschlürfen.
Ihr nämlich ist des Lebens Wachstumskraft
- die wahrlich mehr erwirkt als nur Besitz -
ein unbewusster Puls, der nie erschlafft.
Sie ist der Urgrund. (Selbst dem Geistesblitz!)
Denn voll des Geistes baut und formt die Seele
- fast Stein um Stein - ein Wirklichkeitsgebäude,
das mit dem Maß an irdischem Gefälle
gar nicht zu messen ist in seiner Weite!
Schier endlos ist der Strom der Energie,
der uns ins Leben warf - und uns dereinst
auch wieder von hier nimmt (nicht ahnbar wie).
So weißt du letztlich nie, warum du weinst.
Das Maß der Kraft, die schon seit Anbeginn
des Werdens auf die Erde sich ergießt,
ist ohne Maß! Und doch ist Maß darin.
(Es lässt sich kaum erklären, wie das ist.)
Weil „Ewiges“ (das ohne Grenzen sein muss)
ins Leben (das verletzlich ist, vernichtbar)
als Maß nicht eingebaut ist, ist der Einfluss
des menschlichen Gewissens unverzichtbar!
Denn dieses weiß: wir sind sehr wohl geborgen,
wenn wir das Dasein - wissend, es ist gut -
in seiner Richtigkeit (trotz aller Sorgen)
als das erkennen, was es für uns tut.
Es trägt uns nämlich! Zweifeln wir nicht oft,
dass uns der Halt, den jenes Wissen gibt,
ein Ziel eröffnet, das (bald unverhofft)
den Weg uns zeigt? Der Weg heißt: Leben liebt!
So lieb auch du. Lieb alle Kreatur!
Und lieb vor allem dich (auch unzulänglich)!
Denn jeder Zustand, jede Form Natur
ist deines Seins! Und das ist unvergänglich.
Denn was vergeht, ist bloß der Augenblick.
Jedoch was wär', wenn der erhalten bliebe?!
Dann stünde alles still. Und kein Geschick
verhieße jemals mehr den Weg der Liebe.
Drum bau auf ihn, bau fest auf „jetzt“ und „hier“,
sind das auch nur Bewusstseinsdimensionen.
Dahinter ist - wie hinter einer Tür -
das, was man sich ersehnt, hineinzukommen!
Freilich gelingt uns „einzutreten“ selten.
(Wird es ein Raum sein, den wir uns erträumten?)
Oft liegen zwischen Augenblicken Welten;
wohl weil wir deren Übergang versäumten.
So wird dann vieles als Verlust empfunden.
Jedoch was abgenabelt werden musste,
hat letztlich seinen eig'nen Weg gefunden.
Und neues Leben kompensiert Verluste.
Wir treten nämlich - nicht mit dem Verstand -
in immer neue Wirklichkeiten ein,
die wie von selbst entstehen! Weites Land...
Wer sich darin ergeht, der darf sich freu'n!
Und wer verzweifelt, der bedenke still,
ob nicht sein eig'ner Zweifel ihn beschränkt;
weil er vielleicht (ganz unbewusst) nicht will,
dass jene Ordnung gelte, die uns lenkt:
Die Energie ist unermesslich groß!
Doch in dem Reservoir an „Möglichkeiten“
blieb' alles Wachstum dummer Zufall bloß,
„wirkte“ es nicht sich selber! „Wirklichkeiten“
sind somit also bloß Systemkreisläufe,
die sich durch eigne Selektion ergaben.
Denn es gehorchen ihre Kraftverläufe
dem Wirken, das sie mit geschaffen haben!
Kraft fließt und fließt zurück. Das ist das Leben.
Die Regelung wirkt quasi automatisch.
Und nie bleibt was Erworbenes gegeben,
es wirkt sich immer neu! Es bleibt nicht statisch.
Für Menschen gilt: Erfüllung macht uns reich,
doch nur mit Sehnsucht ist sie auch erträglich!
Denn erst das Streben macht die Seele weich,
den Geist geschmeidig und den Leib beweglich.
Dann wird des Schicksals Weg ganz selbstverständlich,
egal wohin er führt, was er bewirkt.
Und das Gefühl zu leben wird unendlich,
weil es schier alle Kräfte in sich birgt.
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Was Liebe ist
[über den Wert des Selbstwertes, 1997]
Wer sich nicht selber liebt, macht sich zum Narren,
weil er beständig auf sich selbst vergisst.
Gemeint ist nicht, man soll darauf beharren,
dass nur das Ich zählt (was gefährlich ist)!
Doch wer aus falscher Tugend stets entsagt,
wie will der selbst-los Partnerschaft erleben?
Auch in der Liebe ist das Selbst gefragt!
Im Übrigen: es darf ja Spannung geben.
Nur wenn es knistert, sich ein wenig reibt,
wird das dem Selbstwert beider gleich gerecht.
Doch will die Achtung, dass be-achtet bleibt,
was liebens-wert ist (und nicht selbst-gerecht).
Dass man den Partner braucht und ihn begehrt,
ist zweifellos ein heikles Unterfangen,
weil es der Liebe Gleichmaß manchmal stört;
denn oft wird falschem Sehnen nachgehangen.
Doch „wahre“ Lieb' (das ist, die sich bewährt)
gestaltet unbewusst und unbefangen
ein Sehnen, das wohl nicht so leicht verjährt:
durch immerwechselseitiges Verlangen.
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Trost
[eine Ballade inneren Lebens, 2000]
„Es wird schon werden“, sagt man für gewöhnlich,
wenn irgendetwas nicht nach Plan gelingt.
Und das belächle nicht! Es ist versöhnlich;
weil jeder Augenblick nach Neuem ringt.
Das Leben geht voran - und nimmt uns mit.
Wohin, weiß niemand recht. Und dennoch glauben
wir an ein Schicksal, das uns Schritt für Schritt
voranführt. Weil wir uns ein Ziel erlauben.
Wär es denn möglich, je daran zu zweifeln,
dass etwa gar die Sonne nicht mehr scheint?
Man mag vielleicht die Wolkenschicht verteufeln,
wenn man nur immer sie zu sehen meint,
doch kommt das Licht, das uns der Himmel sendet,
und all die Kraft, die er damit verspricht,
von dieser Sonne, die uns Leben spendet:
Sie ist im Schatten grad so wie im Licht!
Selbst nächtens, wenn die Erde sich herumdreht,
und wir die Sonne nur noch rücklings spüren,
sind wir gewiss, „dass sie nur rundherum geht“.
Wir lassen uns von diesem Rhythmus führen.
Wir lieben Tag und Nacht, Sonn', Mond und Sterne!
Es ist undenkbar, dass etwas passiert,
was diesen Kosmos störten könnte! Gerne
vertrauen wir darauf, dass er uns führt.
Mach auch im Kleinen dich nicht untertan
dem trügenden, oft zweifelnden Verstand.
Erkenne jene Überordnung an,
die gut verknüpfte Wirkungsnetze spannt!
Zwar sind uns die grundsätzlich unsichtbar,
doch sie sind da! Und dürfen unbewusst sein.
Weil vor der Menschwerdung Bedingung war:
ein „Selbst-“ entstehe aus dem „Welt-Bewusstsein“.
Daher verfolgt uns ständig jenes Suchen
nach Regeln höheren Zusammenspieles.
Und wenn wir die auch nicht real verbuchen,
so ahnen wir sie doch. Und wissen vieles.
Doch Worte können das nur schlecht benennen.
Um Raum-Zeit-Außengrenzen zu erschließen,
und Chaos als „die Ordnung“ zu erkennen,
braucht es ein wenig mehr als bloßes „Wissen“!
Auch dass das Leben millionenfach
vielfältigste Gestalt hervorgebracht hat...
und dabei alle Arten, nach und nach,
sich selber regelnd, so stabil gemacht hat...
folgt dem Gesetz: Systeme anzugleichen.
Um (höhere) Systeme zu errichten,
sind niederen: Gesetze nachzureichen!
Vom All bis in die Quarks; durch alle Schichten.
Doch was dem Kosmos gilt, gilt auch für dich!
Die Welt ist indeterminiert. (Nur dem
gehorchend, was aus Altem neu wird.) Sich
in sich vernetzend, fügt sich ein System.
Die Gegenwart - der Nabel aller Fragen -
ist die Verbindung, die die Zukunft nährt.
Und die Vergangenheit wird mitgetragen
(weil sich die Zukunft nur aus ihr erfährt).
Oft wird es ja dann auch erst später klar,
was angstbesetzte Seelen vormals quälte.
Erst muss ertragen werden, wie es war.
Und es gibt niemand, der sein Schicksal wählte.
Doch wer das seine anzunehmen wusste,
der wächst - von innen her - in sich hinein.
Nennt er Entbehrungen nicht gleich „Verluste“,
rennt er „Versäumnissen“ nicht hinterdrein.
So wird ein jeder Mensch Veränderungen
verschieden ausgestalten. Wie wir leben,
erzeugt dann jene zarten Maserungen,
die jedem Wesen seine Schönheit geben...
...oder auch nicht. (Je nach der Fähigkeit,
des Lebensweges Kämpfe zu bestehen.)
Drum füge dich - und suche Trost. Wer Leid
verdrängt, der macht es doch nicht ungeschehen!
Und daher fürchte nicht, was kommen mag.
Es kommt ja doch in der Art, wie du denkst!
Sieh zu, dass du den Leidensdruck, der Tag
für Tag dein Wachstum fördert, nicht verdrängst.
Es ist uns vorgeburtlich mitgegeben,
dass Wachstum schmerzt; und dass es uns verletze.
Doch es vernarbt sich dann zu vollem Leben!
Und so ist Leid ein Teil der Seinsgesetze.
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Ein Leben im Reigen farbiger Vielfalt
[Elfchen-Reigen, 2000]
erst einmal
rosig
und zart
glucksenden Lachens voll
wachsen und lernen dürfen
Geborgenheit
dann aber pink
und schrill
voller ungestillter Sehnsucht
selbstgefällig und ängstlich zugleich
Sturmzeit
wenig später himmelblau
satt geküsst
gänzlich ohne Ängste
Vitalität in ihrem Ruhepuls
Zeugungsbereitschaft
bald darauf fahl
sehr hell
und schwül dazu
Mittag ist glücklich überschritten
Ermüdungserscheinungen
und urplötzlich rot
wie Blut
Abendsonne auf Bergeshöhen
widergespiegelt in einsamen Tränen
Lebensabendrot
schlussendlich blauviolett
Schweigen ringsum
auch Verinnerlichtes dämmert
Todesnähe ruft Kindheitsträume zurück
Urvertrauen
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Meditative Stimmung
[ein Sonett über die Fülle des Daseins, 2002]
Ich sehne mich nach einer sanften Brise,
die meine Schläfen mild umschmeicheln möge.
Wenn ich die Hände ineinander lege,
verführt mich dies, dass ich die Augen schließe.
In mir ist Dunkelheit und Wärme. Diese
erwartungsvolle Stille macht mich rege:
Ob eine Welt, die ich nicht überlege,
sich unter meinen Lidern spiegeln ließe?
Die Augen brennen, wie von einem Seher.
Und in den Ohren saust es mit Gewalt.
Das volle Leben wird im Innern wahr!
Ein Traum schlägt an. Ein Duft, ein Hauch kommt näher
und ich erwarte - bildende Gestalt!
Es ist d a s N i c h t s , dem ich nur Echo war.
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Ich bin dein Du - mir bist du Ich - Du Ich bist mein
[Fantasie über heilsam Dialogisches, 2005]
Die Sehnsucht nach innerer Weite,
der Wunsch nach gelingendem Leben
und Kraft für ein Wachsen zur Größe,
dies alles - und mehr - muss sein,
um eine PERSON zu werden.
All das, was ich mir bereite
aus frohem, tiefinnerstem Streben,
geschieht (auch) aus Furcht vor der Blöße.
Denn niemand ist Mensch sich allein;
muss andern ein DU gebärden.
Das Du auf der anderen Seite
- mir etwas Konkretes zu geben,
auf dass sich mein ICH an ihm messe -
ist auch ein Ich! - Du Ich bist mein!
Mein Widerpart nämlich auf Erden.
Wir wollen einander begleiten
und UNS aneinander erleben.
Es fehlte was, wenn ich 's vergäße!
Dann wäre ich hässlich und klein
und würde mein Ich gefährden.
Drum schwingen wir - Saite an Saite!
Und will ein Akkord sich erheben,
der uns vom Alleinsein erlöse,
dann tönt 's bis ins Herz hinein!
So durften wir MENSCHEN werden.
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